Sidebar

Dasistmilan

Band: dasistmilan

EP: Milancholie

VÖ:  28.08.2020

Label/Vertieb: New Green Order Records / Groove Attack

Waschechte Melancholiker zeichnet eine allumfassende Schwermut aus. Doch die wenigsten von ihnen machen HipHop. dasistmilan ist da anders. Der Rostocker baut seit seiner Jugend Beats und Tracks, liebt dunkle und – ja genau – melancholische Elektronik und schöpft aus ebendieser Schwermut die Kraft für das Leben und für seine Musik.

Zu hören auf seinem neuen Song „Bleibt“ – dem ersten Vorboten seiner EP „Milancholie“, die Ende August folgt. Ein von unheilvollen Synthies durchkrochener, perkussiver Monstertrack, zu dem er sprechsingt: „Wenn's dir die Seele zerreißt und niemand hier es begreift / Komm lass uns so tun, als ob alles hier für immer bleibt.“

Gutes Stichwort, denn seine Melancholie nährt sich aus dem Wissen um die Vergänglichkeit – besonders um die des Menschen. „Ich war fünf, als mich zum ersten Mal etwas richtig mitgenommen hat“, erinnert er sich. „Und zwar eine Doku, in der ein Asteroid auf die Erde stürzt. Mir wurde klar, wie klein und unbedeutend der Mensch ist. Ich lernte, aus der Dunkelheit der Melancholie meine Energie zu ziehen. Ich bin nicht resignativ, sondern traurig mit Attitude!“

Ein Begriff, der im HipHop einen guten Klang hat. Genau dort begann seine musikalische Laufbahn. Zunächst als DJ, dann mit seinen eigenen Tracks. „Ich war noch ein Jugendlicher, als meine Mutter starb. Songs zu schreiben und zu produzieren, half mir sehr, mit dieser Situation fertigzuwerden.“ Bald kamen Rap und Gesang dazu, „und die Musik bestätigte mir nur die Melancholie, die ich in meinem Inneren stets gefühlt hatte.“

dasistmilans dunkle Welt also? Das will der er so nicht stehen lassen. „Düsteres hat mich immer mehr angezogen als lediglich Freundliches. Für mich müssen Kunst und Musik düster und auch provokant sein, in die Tiefe gehen. Mir wurde kürzlich im Netz ein Reportage-Video mit dem Thema ‚Warum wird unsere Musik immer trauriger?’ vorgeschlagen. Darin ging es um Künstlerinnen wie Billie Eilish oder Lana Del Rey, und genau so etwas spricht mich sehr an.“

Nicht gerade die augenfälligsten Referenzpunkte für seine Musik – und dennoch: „Vor allem Lana Del Rey bewundere ich für ihre süße Melancholie und dafür, dass sie eine starke Frau ist und es nicht nötig hat, sich an der Schulter eines Mannes auszuweinen.“ Weiß man außerdem, dass er den Hardcore von Sick Of It All in Endlosschleife hörte un die Soundflächen des dänischen Elektronikers Anders Trentemøller schätzt, wird endgültig klar: Ganz so einfach verhält es sich nicht mit ihm und dem HipHop.

Klarer zu fassen ist seine Biografie: eingeschult in Berlin, als Jugendlicher zurück in den Rostocker Heimathafen, wo er die ersten eigenen Tracks bastelt. Dann geht es wieder vorübergehend nach Berlin, diesmal auf eine Tontechnikerschule, danach wieder zurück nach Rostock, wo er ein Studium aufnimmt. Seine erste EP „Schwarzer November“ realisiert er 2018 in Eigenregie, auf „Milancholie“ arbeitet er nun mit den Produzenten Dasmo&Mania zusammen. Seine Heimatverbundenheit drückt sich vor allem im Stück „Wieder wach“ aus, einem Feature mit Bundesvision Song Contest-Teilnehmer Sebastian Hämer. „Ich wollte einfach nicht aus Rostock raus“, fasst er trocken zusammen.

Seinen Sound umreißt er so: „Ich mag sphärische Sounds und treibende Kicks, die reduzierte, entschlossene Ästhetik von Synthies wie Moog, Jupiter oder des CR 78-Drumcomputers. Ich forme daraus etwas Eigenes.“ Alle Stücke von „Milancholie“ wurden von ihm komplett vorproduziert – „Dasmo und Matthias Mania haben sie ausgeformt und weitergedacht. ‚Bruchpilot’ ist der einzige Song, den die Jungs komplett produziert haben.“ Festlegen möchte er sich nicht: „Ich sehe den Kern meiner Musik irgendwo zwischen Electro, Electro-Pop, Rap-Einflüssen und Indie. Vielleicht trifft es ‚Electro-Hop’ am ehesten. Ich mache gerade die Schublade auf, in die ich vielleicht komme.“

Und wer weiß: Vielleicht ist „Milancholie“ die geknickteste Party-Platte aller Zeiten. Eine, auf der gefeiert und eskaliert wird, um den Scheiß um sich herum zu vergessen, auch wenn man am nächsten Tag nach dem Aufwachen feststellen muss, dass sich im Grunde nichts geändert hat. Und da ist sie wieder: die Melancholie, die einen erneut dazu einlädt, traurig mit Attitude zu sein. Auf sieben verdammt starken Tracks.

 

Top