Where The Spirit Rests ist das bereits fünfte Solo Album des US Singer-Songwriters, der vielen von den Walkabouts, Dirtmusic oder Distance, Light & Sky bekannt sein dürfte.
Auf seinem neuen Werk taucht Eckman ganz tief in die Stimmung dieser außergewöhnlichen Zeit ein. Er singt von Verlust, Desorientierung, Wiedergutmachung und der Suche nach einer Heimat. Where The Spirit Rests wurde nur mit einem kleinen Ensemble aufgenommen. Direkt und ohne viele Effekte. Co-produziert wurde es von dem britischen Komponisten Alastair McNeill (Roísín Murphy, Yila). Als Gastmusiker sind Chuck Johnson (Pedal Steel), Catherine Graindorge (Violine) und Dream Syndicate / Green on Red Keyboarder Chris Cacavas auf Where The Spirit Rests vertreten.
“Chris Eckman ist einer der unterschätztesten US-Songwriter. Ein Künstler, der eine Kurzgeschichte in bildhafte Lyrics verwandeln kann”, schrieb einst der All Music Guideüber den mittlerweile in Slowenien ansässigen Musiker. Das neue Album ist Eckman’s persönlichstes Werk bis heute.
“Ich spielte nicht sonderlich viel Gitarre in den letzten Jahren”, schon vor der Pandemie musste sich Eckman einschneidenden Veränderungen in seinem Leben stellen. Zu seinem Instrument zurückzufinden, gab ihm Halt und Hoffnung: “Von hier an entstanden die ersten neuen Songs. Mein neues Album begann zu wachsen.” Das Songwriting bot ihm eine neue Perspektive. Eine Art Rettungsseil. Ein Weg, um sich seine Gedanken und Emotionen von der Seele zu schreiben. “Es gab keine Deadline. Am Anfang hatte ich nicht mal die Idee, dass aus diesen Songs ein ganzes Album werden könnte” sagt Chris.“Ich schrieb insgesamt 20 Songs, von denen es am Ende nur 7 auf das Album geschafft haben.”
Die neuen Songs bilden eine Einheit aus 7 Kurzgeschichten: “Ein innerer Dialog zwischen einer Person und ihrer Außenwelt”, sagt Eckman. “Eine engstirnige Stimme wie bei den Monologen des irischen Schriftstellers Samuel Beckett”. Die Perspektive des Erzählers jedoch immer verwurzelt in der realen Welt. “Ich wollte es so authentisch wie möglich halten, mit Dreck unter den Fingernägeln”.
Schon die ersten Zeilen des Songs Early Snow beschreiben die Stimmung des Albums: The snow came early / And stayed long / Deep into the spring / So much shock / Too little awe / Thought I’d seen everything / Didn’t count on the bitterness / Hit me unforeseen / Didn’t count on the revisionist / History written sloppily.
Chris Eckman kann auf jahrelange Studioerfahrung zurückblicken. Er war als Musiker in Bands wie The Walkabouts oder Dirtmusic tätig und produzierte unzählige Alben. “Ich war kurz davor, das Album selbst aufzunehmen. Aber es war besser etwas Kontrolle abzugeben und so entschied ich mich dafür, Alastair McNeill das Album produzieren zu lassen. Er ist ein Komponist für elektronische Musik und arbeitete u. a. mit Künstler*innen wie Roísín Murphy. Nachdem er nach Ljubljana zog - wo ich auch lebe - hat er ein Tonstudio in einer Burg gebaut. Nur ca. 1 km von meinem Haus entfernt. Also ging ich jeden Tag für ein paar Stunden zu ihm und nahm Song für Song auf. Erst die Gitarren, dann die Vocals. Dann die Takes mit Kontrabass und Schlagzeug. Alles live, so entstand ein Feeling von Zerbrechlichkeit und Ehrlichkeit”.
Der Sound von Where the Spirit Rests ist intim und nah. Eckman’s staubige Stimme und sein hypnotisches Gitarrenspiel ziehen die Hörer*innen geradezu in ihren Bann.
Als die Basic Tracks finalisiert wurden, hatte Eckman jedoch das Gefühl, dass die Songs noch mehr Atmosphäre vertragen könnten. Also kontaktierte er diverse Künstler*innen, sodass diese ihre Ideen zu den Songs beisteuern konnten. Chris hatte vollstes Vertrauen, seine einzige Vorgabe war, dass sie ganz genau hinhören sollten, um dann aufzunehmen, was sie aus den Songs herausgehört hatten. Ein kalkuliertes Risiko. “Ich bekam alle Songs innerhalb von 4 oder 5 Tagen zurück und musste nicht eine Note ändern. Sie ergänzten die Tracks einfach perfekt.”
So legte Alastair McNeill einen beunruhigenden Synth Drone unter den Song Early Snowund Ambient Country Pionier Chuck Johnson verzaubert This Curving Track mit der Pedal Steel Guitar. Eckman’s alter Freund aus Seattle, John Hyde, steuerte Steel Guitar Sounds zu Drinking in America bei, Eckman’s persönliche Abrechnung mit den USA. Violinistin Catherine Graindorge orchestrierte Cabin Fever und den Titel Song des Albums. Sie brachte andere, unberechenbare Klangfarben ein wie bei ihrer Arbeit mitJohn Parish und Nick Cave / Warren Ellis. Keyboarder Chris Cacavas hingegen zeigt sich für die subtilen Gospel Elemente verantwortlich und Eckman’s Langzeitgefährten Blaž Celarec und Žiga Golob für Schlagzeug und Bass.
Where The Spirit Rests besteht aus geduldigen und langen Songs. Wie ein körniger Super-8 Film. Eine Szene baut auf der vorherigen auf. “Mich interessiert wie und aus welcher Perspektive eine Geschichte erzählt wird. Die schwer fassbaren Details” so Eckman, “das macht es schwieriger für mich alles zu steuern. Ich muss genug Raum für die Musik lassen.”
Sich Zeit nehmen, dem Curving Track folgen, der von der Disorientierung Early Snow’s zu dem hoffnungsvollen Versprechen in CTFD führt: “I see tomorrow different now/ Both savage and demure/ August comets glistening/ Though still a bit unsure”.
Schrittweise und behutsam nähern wir uns einem Ort, an dem der Geist ruhen kann. Chris Eckman’s neues Album Where The Spirit Rests erscheint am 4. Juni auf Glitterhouse Records.